Ein eigenes Haus im Süden. Ein Traum für viele. Für die, die sich
zwischen 2002 und 2008 in Regione Colombera, Colle Lupi, Santa Brigida
und Ripalta eingekauft hatten, wurde er zum Alptraum. 70 sogenannte
Villette in bester Lage waren im Angebot, weniger als 10 km
vom Meer
entfernt. Alles schien in Ordnung. Die zuständige Gemeinde Dolcedo
erteilte die Baugenehmigungen, kassierte für die Erschließung des Geländes. Dann der Schock.
Provinz und Region befanden im Frühjahr 2008: Alle Genehmigungen
wurden ohne Rücksicht auf bestehende Nutzungs- und Bebauungspläne
erteilt und sind Null und Nichtig. In den betreffenden Zonen hätten,
wenn überhaupt, nur landwirtschaftliche Gebäude errichtet werden dürfen.
Einige der Villette waren bereits bezogen, als der Fall durch einen
anonymen Hinweis ins Rollen kam. Die Arbeiten an den übrigen Häusern
mussten sofort eingestellt werden. Abrissverfügungen ergingen und schweben bis heute als Damoklesschwert
über den Eigentümern der „Schwarzbauten“. Viele der Opfer sind aus
Deutschland. Im Juni 2013 wurden 81 der Häuser beschlagnahmt, die meisten dann aber wegen eines Verfahrensfehlers wieder frei gegeben, dann erneut beschlagnahmt.
Jetzt kommt wieder Bewegung in den Fall, der europaweit Schlagzeilen machte. Die Ermittlungen sind abgeschlossen. 60 Fälle werden zu den Akten gelegt, in 70 weiteren droht der Prozess. Letzteres betrifft Inhaber von Baugenehmigungen, Bauträger und Käufer von noch im Bau befindlichen Häusern sowie Mitglieder der Baukommission. Definitiv raus aus der Nummer sind die involvierten Notare, alle Käufer von Häusern, deren Vorbesitzer nicht ermittelt werden konnten (etwa 10 Personen, überwiegend aus dem Ausland) und die Glücklichen, deren Fall verjährt ist.
Die weniger Glücklichen haben entsprechende Benachrichtigungen erhalten. Jetzt bleiben ihnen 20 Tage Zeit, eine Anhörung zu beantragen oder Dokumente zu ihrer Verteidigung vorzulegen. Dann geht der Fall in eine neue Runde.
Für die Frazione Ripalta zeigt sich ein Silberstreif der Hoffnung am Horizont. Die zuständige Gemeinde Dolcedo hat den Bebauungsplan modifiziert, das heißt, er wurde an die bestehende Situation angepasst, immer in Rücksprache mit der Regionsverwaltung. Man ist vorsichtig geworden.
Es sind aber noch noch viele Hürden zu nehmen, bevor der Fall Dolcedo endgültig zu den Akten gelegt werden kann.
Der ganze Fall ist durch und durch ein Skandal. Ab einer Linie südlich von Isolalunga wurde alles landeinwärts schon in den frühen 80er Jahren zum Centro Storica erklärt.Es hätte also gar nicht gebaut werden dürfen, schon gar keine Villette. Eigentlich Leidtragende sind die mittelalterlichen Borghi. Deren Charme hat extrem gelitten - durch hässliche, mittlerweile wertlose Pseudovillen und Rohbauruinen, die seit Jahren die zauberhafte Landschaft verschandeln. Die Hauseigentümer werden sich anstrengen müssen, endlich ein akzeptables Umfeld zu schaffen. Bald 20 Jahre orangefarbene zerfetzte Bauzäune waren ein unerträglicher Anblick!
AntwortenLöschen