Vor Jahren hatte ich zum ersten Mal von „Home Exchange" gehört, einer Idee, die in Amerika geboren wurde, wo fast jeder Hausbesitzer ist. Das Prinzip klingt denkbar einfach: Du wohnst in meinem Haus, während ich in Deinem wohne. Lange kam
ein Tausch für uns nicht in Frage, Haus und Garten waren erst im Werden, die Gegend neu, ihre Menschen ein Rätsel. Heute
steht die erste Renovierung an, die Gegend ist nicht mehr ganz so aufregend und die Menschen sind immer noch ein Rätsel. Zeit, einen Home Exchange in Angriff zu nehmen.
Es gibt viele Anbieter, viele mit Schwerpunkt USA. Beim Stöbern in den Besucher-Datenbanken gingen uns die Augen über: Prachtvillen in erster Strandlinie wurden da angeboten, Designer-Homes mit Jacuzzi auf der Dach-Terrasse, Penthäuser mit umlaufender Jogging-Bahn, putzige viktorianische Holzhäuser in den Hügeln von San Francisco . . . Allein die Doppelgaragen waren größer als unser Häuschen in Ligurien. Amerika, du hast es Besser! Aber es gibt in begehrten Locations wie Neuengland oder Kalifornien auch einfachere, sehr ansprechende Domizile. Aber auch solche „janz weit draußen" in Pennsylvania, Idaho oder Kansas, die wohl nur in Ausnahmefällen Tauschpartner in Europa finden.
Wir haben uns letztlich für HomeLink entschieden. 140 Euro Jahresbeitrag (weniger bei längerfristiger Bindung) sind für eine Datenbank-Plattform nicht gerade wenig, dafür stehen allen Mitgliedern zu jeder Zeit Ansprechpartner zur Verfügung, wenn´s mal klemmt!
Als gewünschte Reiseziele hatten wir Großbritannien und Norwegen angegeben, und „offen für Angebote". Unser Eintrag war noch kaum gelistet, da trudelte schon die erste Email ein. Die Besitzer eines Strandhauses an der Goldküste Australiens mit Blick auf die Silhouette von Brisbane wollten mit uns tauschen. Wir waren so überwältigt, dass wir sofort alle Pläne für den Herbst über Bord werfen und nach Downunder fliegen wollten. Es folgten stetig weitere Versuchungen - aus Amsterdam, Brügge, Pamplona, Bordeaux, Aarhus, aus Canberra, Paris, den französischen Alpen und ein paar aus unseren Wunschzielen England und Norwegen. Einige wanderten in den Ordner „Kommt in Frage", den anderen wurde höflich abgesagt. Gelsenkirchener Barock hat definitiv eine englische Entsprechung.
Ein Cottage im Süden Englands hatte es uns angetan. Ein paar Mails gingen hin und her, dann war klar: die Reisedaten waren nicht unter einen Hut zu bringen.
Glücklicherweise steht Italien auf der Wunschliste vieler Home Exchanger ganz oben. Wer für seine Bleibe in Deutschland einen Tauschpartner sucht, hat es da deutlich schwerer, es sei denn, sie liegt in Berlin, Hamburg oder München.
Als die Flut der Angebote zu versiegen begann, verlegten wir uns darauf, selbst Einladungen zu verschicken, nachdem wir mit hohen Zeitaufwand das Angebot für England durchforstet hatten. Auf 20 Anfragen gingen binnen Kurzem 10 Antworten ein, 5 davon mit positivem Tenor. Sollen wir noch warten, bis sich auch die übrigen melden? Nicht alle sind offenbar so eifrige Schreiber wie wir, die Neulinge.
Die Wohnung von Joanna und Nigel im Londoner Stadtteil Hampstead liegt im Moment im Rennen vorne. Die Termine stimmen, das gegenseitige Interesse auch, doch in unserem Garten leben zwei Katzen, die versorgt sein wollen und leider hatte Joanna früher mal eine Katzenallergie . . . Soweit der Stand der Dinge, zweieinhalb Monate vor dem angepeilten Reisetermin . . .