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Die Stelen entwickeln abends so etwas wie ein Eigenleben |
Auch der Stein aus dem sie gehauen sind, stammt aus der Region. Die tonnenschweren Brocken, an denen sich der Bildhauer Rainer Kriester abgearbeitet hat, wurden aus dem nahen Finale Ligure heraufgeschafft.
Für den Künstler waren sie eine immerwährende Herausforderung: „Ich will Plastiken aus ihnen machen, aber sie wollen bleiben, was sie sind - nichts als Steine! Und so beginnt der Kampf - Schlag auf Schlag, dass die Fetzen fliegen. Mal gewinnt der Stein, mal gewinne ich, am Ende sind wir beide erschöpft und liegen im Gras. Ich sehe aus wie der Stein - und der Stein sieht aus wie ich."
Kriester, Jahrgang 1935, der nach seiner Flucht aus der DDR die Medizin aufgibt und in Berlin Malerei studiert, entdeckt Mitte der 70er-Jahre die Bildhauerei für sich. Sie lässt ihn nicht mehr los. Die Bilder, die bis dahin entstanden waren, landen im Depot. Als Rainer Kiester 2002 in Savona stirbt, hinterlässt er ein unfassendes Werk von 1.763 Stelen und Kopfplastiken, aus Stein, Holz und Bronze.
Viele seiner bekanntesten Werke entstanden in Ligurien - totemähnliche Bildnisse, die sich heute in Castellaro wie auf einem Kultplatz des Megalithikums zu einem geheimnisvollen Ritual versammeln. Der mystische Eindruck verdichtet sich noch, wenn am Abend die Schatten lang werden.
Zu besichtigen ist auch das Atelier des Künstlers, angebaut an die Reste eines Sarazenenturms.
Die Witwe des Bildhauers, die Schauspielerin Christiane Daß, hält mit dem Parco delle Sculture und der Stiftung Rainer Kriester das Andenken an einen der größten Bildhauer des 20. Jahrhunderts lebendig. Sein „Großes weißes Kopfzeichen" ziert heute den Innenbereich des Bundeskanzleramts in Berlin.
Ein Besuch im Skulpturenpark Rainer Kriester lässt sich wunderbar mit einem Schlenker über Albenga verbinden, jener intakten mittelalterlichen „Stadt der Türme", die Kriester so liebte. Zu seinen Lebzeiten hat sich trotzdem nie ein Ausstellungsprojekt ergeben.