Dass die Fische in den Läden immer kleiner werden, ist ein gewohntes
Bild, aber so klein? Das, was da als gräuliche Masse darauf wartet, in
eine Tüte geschaufelt und ausgewogen zu werden, ist Fischbrut,
„Bianchetti", genannt. Dürfen die das, fragt sich der besorgte
Nordländer und Fischliebhaber. Siedürfen, aber die Praxis ist heftig umstritten, wie man sich denken kann.
In Ligurien wurden dieses Jahr zwischen Ventimiglia und La Spezia
rund 100 Anträge auf eine Fanggenehmigung gestellt, die es erlaubt, ab
dem 30 Januar mit feinen Netze dem Nachwuchs der „sardina philcardus"
nachzustellen. Die Saison dauert bis zum 30 März
Man fängt die Schwärme in einer Tiefe von 10 bis 25 Metern. Um
„bianchetti" zu fangen, müssen die Fischer also nicht weit hinausfahren.
Gleich hinter der Hafenausfahrt von Oneglia etwa kommen an einem guten
Morgen etliche Kilo zusammen.
Die gallertartigen Winzlinge mit den dunklen Riesenaugen werden wegen
ihres delikaten Geschmacks geschätzt. Vor dem Verzehr müssen sie
gründlich gewaschen und von Sand gereinigt werden. Die Zubereitung ist
denkbar einfach und dauert nur ein paar Sekunden: Rein ins leicht
gesalzene, kochende Wasser und gleich wieder raus, dann mit Öl und ein
wenig Zitrone beträufeln, fertig ist das Antipasto. Auch in einem
Omelette macht sich der Fischkindergarten gut.
Ob man „bianchetti" auf den Tisch bringt, ist außer einer Geschmacks-
auch eine Gewissensfrage, die jeder für sich beantworten muss.
Für umweltbewusste „bianchetti"-Freunde bieten die winzigen, aber
ausgewachsenen Fischlein der Gattung „alphia minuta" eine gleichwertige
Alternative. Sie werden ebenfalls als „bianchetti" angeboten. Wer sie
kaufen will, muss genau hinschauen oder nachfragen.