
Neuzugängen im hiesigen Ökosystem. Ohne den Namenszusatz „Killer" würden die zugewanderten Algen, Rüsselkäfer, Tigermücken und Hornissen kaum Schlagzeilen machen.
Bio-Invasoren geradezu apokalytischen Zuschnitts hat jetzt La Stampa (26.8.2008) in Frankreich geortet. Die Killer-Hornisse „Vespa velutina" ist aus den Tiefen des Sommerlochs aufgetaucht und sorgt für die Verbreitung wohliger Endzeitstimmung. Der geflügelte Feind schickt sich an, die Grenze zu überwinden. Doch nicht nur Italien sei in Gefahr, nein, die ganze Menschheit.
Schon drei Stiche der Hornisse sollen tödlich sein und weil ihre Leibspeise die friedliebende Honigbiene ist, wird sie zur ernsten Bedrohung. Schon Einstein habe vorgerechnet, dass exakt vier Jahre nach dem Verschwinden der Bienen mangels Bestäubung die Nahrungskette reißt und die Menschheit am Ende ist.
Der Bund Naturschutz gibt sich gelassen. Die Invasion von Vespa Velutina sei unumkehrbar, jetzt heiße es abwarten und beobachten. In den meisten Fällen fügen sich die Neuankömmlinge problemlos in ihrer neuen Umgebung ein. Tun sie es nicht, sind die Folgen allerdings dramatisch. „Neobiote", so werden die Bio-Invasoren wissenschaftlich genannt, sind heute schon zu einem Viertel für das Artensterben verantwortlich.
Wie viele andere Grenzgänger stammt die Hornissen-Art „velutina" aus Asien und ist wahrscheinlich in einem Container mit Importware aus China in Europa gelandet. Die Klimaänderung erlaubt es inzwischen auch Exoten, hierzulande stabile Populationen zu bilden. Man denke nur an die Nandus in Mecklenburg-Vorpommern und die Kolonien von Halsbandsittichen im Rhein-Neckar-Gebiet. Vespa Velutina ist ein wenig kleiner als die uns bekannte Hornisse und von ihrem Verhalten her eher scheu und wenig aggressiv. Sie frisst Insekten, auch Bienen, mit der Betonung auf „auch".
Die jagenden Hornissen können sogar rückwärts fliegen. Eine Gefahr für die Imkerei stellen sie nicht dar, denn anders als etwa die japanische Riesenhornisse macht sich Vespa Velutina nur über einzelne Bienen her und das alleine. Und ihr Stich ist offenbar weit weniger gefährlich, als die Alarmisten von La Stampa verbreiten. Tierversuche lassen mutmaßen, dass bis zu 150 Stiche je Kilo Körpergewicht nötig wären, um einen Menschen zu töten (Quelle: Die Zeit).
Allein in Italien werden jedes Jahr Dutzende neu-importierte Arten entdeckt. Eine davon hat bestimmt das Zeug, zum „Killer" des Sommerlochs 2009 zu avancieren - immer vorausgesetzt, es gibt die Journalisten und ihre Leser dann noch.