Großes Kino Unser Dorf verfügt über den Luxus eines gut sortierten „Alimentari“, einen seit einer Generation von der gleichen Besitzerin geführten „Tante Emmaladen“.Hier gibt es alles was das Herz begehrt. Obst, Gemüse, Kaffee, Mehl,
Tiefkühlkost, Wasser, Wein und Spirituosen, natürlich noch viel mehr.
Hinter der Wurst und Käsetheke agiert die Chefin und versorgt die Kunden mit Brot und Brötchen, süßen Hörnchen, Foccacia sowie Pizza. Mittags belegt sie hungrigen Bauarbeitern hurtig Brötchen mit Mortadella oder Schinken. Das Eintüten der diversen Brote und Brötchen geht so flink, dass immer mehr in der Tüte landet als bestellt.
Beim Parmaschinken bleibt der Fettrand natürlich dran erklärt sie verdutzten Kunden. Der macht erst den Geschmack aus, nur die Bedienungen in den Supermärkten schneiden ihn ab, weil die keine Ahnung haben.
Die anstrengende Arbeit hinter dem Tresen, zwingt sie oft, sich beim Wiegen der Salami, oder Mortadella auf der Waage abzustützen, aber das fällt kaum jemanden auf.
Die beste aller meiner Ehefrauen schickt mich in den Laden zum Eier kaufen. Diese werden mit verschwörerischem Blick aus einem Geheimfach hinter dem Banco geangelt. Das halbe Dutzend in Zeitungspapier gewickelt und extra teuer, gaukeln sie dem Käufer vor, zur Gemeinde der VIP-Kunden zu gehören.
Geschäftstüchtig ruft sie sogar bei uns zu Hause an, um uns mitzuteilen, dass es frische Pfifferlinge oder Steinpilze gibt, woher sie unsere Telefonnummer hat, bleibt ein Rätsel. Ein Angestellter kassiert und bringt den Kunden auf Wunsch den Einkauf nach Hause.
Sonderwünsche werden erfüllt, wenn die Chefin eine Chance auf Gewinnmaximierung sieht, Schmand, Dill und auch Vollkornbrotschnitten. Hausgäste aus dem Unterhaltungsbereich erzählen uns ganz begeistert mit wieviel Freude sie im Lädchen einkaufen. Die Situation ist manchmal filmreif.
Bei meinem nächsten Einkauf erwische ich die alte Dame kniend auf der Arbeitsplatte ihres Glastresen, mit beiden Händen durchsiebt sie die Schale mit den eingelegten Oliven, zieht viele Meter Bratwurst aus ihrem Behältnis um schließlich noch die Gnocci zu durchpflügen. Ich werde flugs aufgeklärt. „Ich muss täglich eine Tablette zum Blutdrucksenken nehmen. Sie lag hier und ich weiß nicht mehr ob ich sie genommen habe, oder ob sie in der Theke gelandet ist.“
Slapstick vom Feinsten. Ein Kino fehlt uns nicht in unserem Dorf.
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