Was flitzt denn da immer zwischen Oleander und Holzlege hin und her? Für einen kurzen Moment zeigt das Tierchen sein spitzes Gesicht. Könnte ein kleiner Marder sein. Oder ein Nano-Nerz? Nein, es ist ein Hermännchen! So nennt der deutsche Volksmund das Mauswiesel. Bisher haben wir unseren ängstlichen Gästen die unter dem Dach des Rusticos rumorenden Ratten immer als Siebenschläfer verkauft. Ab sofort ziehen dort Hermännchen ein. Das klingt so viel harmloser.
Sich klein zu machen ist in Ligurien auch für Menschen von Vorteil. Wer kennt sie nicht, die ligurische Demutshaltung. Trotzdem habe ich mal wieder am Eingang zur Cantina einer Freundin Bekanntschaft mit dem Balken gemacht. Während ich so da lag und Andromeda-Nebel und Perseiden gleichzeitig sah, wurde laut nach Butter gerufen. Schon spürte ich auf dem Haupt kühlende Burro Tedesco von Lidl. Macht einen gräßlichen Glischkopf, hilft aber. Frag Mutti. Alle waren sehr nett zu mir an diesem Abend.
Zur Vele d´Epoca, dem alle zwei Jahre sattfindenden Highlight im Veranstaltungskalender von Imperia, schien die Sonne, der Wind blies nur mäßig. Der Streik der Müllmänner ward auf den allerletzten Drücker abgewendet. Die Stadt machte also Bella Figura. Geht doch.
Wir haben mittlerweile eher zufällig an einem x-beliebigen Eco-Mobil die ominöse TESSERA erhalten. Ab Oktober sollte sie ja zum Sesam-öffne-dich der neuen Müllcontainer werden. Doch der November naht mit Sieben-Meilen-Stiefeln und alles ist beim Alten. Immerhin sind die Müllhalden neben den Containern verschwunden.
Die Arbeiter der Nudelfabrik Agnesi haben ihren Streik bis Freitag 31.10. verlängert. Es wird wohl nichts nützen. Die Gruppo Colussi, der Konzern, zu der die Pastamarke gehört, verlagert die Produktion nach Fossano. Ende des Jahres geht in Imperia eine Ära zu Ende.
Dicht macht auch – und zwar schon am 1. November - die Trattoria Dal Principe in Tavole. Grund: die gestiegenen Kosten für Heizung, Gas und Strom. Schade
Inzwischen rüstet sich Imperia für OLIOLIVA (14.-16.11.), die jährlich sattfindende Verkostung des neuen Öls. Eigentlich ist es das Olio des letzten Jahres, das dort angeboten wird, denn die Ernte fängt gerade erst an. An vielen Bäumen hängen notreife dunkle Früchte, alle angestochen. Die ungünstige Witterung verhinderte mancherorts den rechtzeitigen Einsatz der Spritzmittel gegen die Olivenmücke. Viele Ölbauern machen sich gar nicht erst die Mühe, die Netze auszulegen. Die Vorräte vom letzten Jahr schwinden dahin. Wer jetzt noch eine Quelle kennt, sollte vorsorglich ein paar Kanister bunkern.
Die Zikaden sind verstummt, dafür singen morgens Rotkelchen und Mönchsgrasmücken. Die Leute baden noch. Wir bleiben noch ein bißchen.