Sonntag, 21. Dezember 2008

Mobilmachung gegen Vogelschwärme

Abknallen und aufessen! Das ist der Tenor der Stimmen, die dieser Tage laut werden, wenn der Himmel wieder einmal schwarz ist von Staren. Wer die Bilder aus Rom gesehen hat, wo sich Fußgänger nur noch mit Regenschirmen bewaffnet
vor den Luftbomben der schwarzen Gesellen schützen können und ganze Straßenzüge zentimeterhoch mit einer ätzenden Kotschicht bedeckt sind, der weiß, dass man es an der Riviera nicht mit einem lokalen Phänomen zu tun hat.

Die intelligenten Stare finden in den Städten mittlerweile auch im Winter genug zu fressen. Kommen im zeitigen Frühjahr noch ihre Verwandten mit Migrationshintergrund hinzu, fallen manchmal bis zu einer Million „storni"  in die Parks und öffentlichen Grünanlagen ein. Nicht nur die Stadtverwaltungen stöhnen über die ungebetenen Gäste, auch die Bauern sind sauer.

Die Bäume hängen an einigen Orten noch voll mit Oliven und für die haben Stare eine besondere Vorliebe. Später im Jahr laben sie sich auch gerne an Kirschen und Weintrauben. Dass die lärmenden Scharen so überhand genommen haben, hat für die Landwirte nur einen Grund: Das Jagdverbot.

Mit Wehmut erinnern sie sich an die Zeit, als zum pranzo noch „pappardelle al ragù di storno" auf den Tisch kam, eine Delikatesse, wie alle versichern. Dem hat Brüssel inzwischen weitgehend einen Riegel vorgeschoben, nicht zuletzt dank der eifrigen Tierschutz-Lobbyisten aus Deutschland. Doch es gibt Ausnahmegenehmigungen: In Spanien, Griechenland und Frankreich dürfen Stare gejagt werden. Warum soll das nicht auch für Italien gelten?

Das Problem ist, dass die Schäden, den die Vögel anrichten, dokumentiert werden müssen. Landwirtschaftsreferent Giancarlo Cassini hat die Bauern Liguriens jetzt aufgefordert, ihre Verluste zu melden. Aber wie will man sie zählen, die Oliven, die im Schnabel eines Sturnus Vulgaris - so der wissenschaftliche Name des Übeltäters - verschwinden?

Fürsprecher haben die schillernden Singvögel wenige. Sie sind etwa so beliebt wie Möwen, Tauben und Krähen, die anderen großen Kulturfolger der Vogelwelt, derer man auch kaum Herr wird. In Ligurien wird man sich an den Anblick von Staren im Stadtbild gewöhnen müssen, so scheint es.