Nach lodernden Flammen bei Lingueglietta, brennender Macchia an den
Hängen von Cipressa, Buschfeuern bei San Lorenzo, Boscomare sowie
Pietrabruna, kam
jetzt Dolcedo dran. Feuerwehr und Forstschutz waren
pausenlos im Einsatz, doch erst gegen 17 Uhr konnten die Einsatzkräfte
das Feuer unter Kontrolle bringen. Schon am 6. August war für die
Provinz Imperia die höchste Waldbrand-Gefährdungsstufe
ausgerufen worden.
Solange dieser Notstand gilt, ist offenes Feuer
jeglicher Art in oder nahe bewaldeten Gebieten strengstens verboten,
sowie der Gebrauch von elektrischen Geräten oder Motoren untersagt, die
Funken auslösen können. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber
immer wieder kommt es durch Leichtsinn zu verheerenden Bränden, die auch
mal auf bewohnte Areale übergreifen und Menschen gefährden.
Frühaufsteher kennen die Rauchsäulen, die beim ersten Tageslicht von den
bewirtschafteten Terrassen in den Himmel steigen. Den angefallenen
Abfall und Baumschnitt zu verbrennen hat bei den Kleinbauern und
Gärtnern Liguriens Tradition. Manchmal gehen die "contadini" auch recht
sorglos mit dem Feuer um. Doch die Ursachen für die großflächige
Zerstörung der Landschaft liegen anderswo.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Wälder von Griechenland bis
Spanien nur in den seltensten Fällen durch Selbstentzündung in Flammen
auf gehen. Spekulanten helfen gerne mal ein bisschen nach, um Wald in
Bauland zu verwandeln. Dabei hat Italien eines der schärfsten Gesetze in
der EU: Brandstiftern drohen langjährige Haftstrafen, abgebrannte
Flächen dürfen nicht bebaut und für mindestens zehn Jahre keiner neuen
Nutzung zugeführt werden.
Doch wie so oft liegt es an der laxen
Handhabung der Gesetze, dass Brandstifter fast immer ungeschoren davon
kommen. Wie der österreichische Standard schreibt, wurden in Italien
seit 2000 insgesamt 2700 mutmaßliche Brandstifter angezeigt und mehr als
100 festgenommen, doch nur sechs verurteilt. Auch dass die meisten
Gemeinden es versäumen, die abgefackelten Flächen im Kataster ein zu
tragen, untergräbt das Gesetz. Inzwischen hat sich den Spekulanten
ohnehin ein neues, nicht minder lukratives Feld eröffnet: die
Wiederaufforstung. Seit der Staat Neupflanzungen massiv fördert, brennt
es in Italien immer öfter auch in abgelegeneren, meerfernen Ecken. Diese
Entwicklung wird auch vor Ligurien nicht Halt machen.
Die Zahl der Waldbrände ist in Ligurien zwischen 2002 und 2006 um 50%
gesunken, doch jedes Jahr brennen im Schnitt immer noch 3564 Hektar.
Die positive Grundtendenz setzte sich auch 2007 fort. In diesem
klimatisch schwierigen Jahr wurden nur noch 384 Brände registriert,
verglichen zu 475 im Fünfjahresmittel zuvor. Es scheint weniger
attraktiv geworden zu sein, eine Lunte zu legen.
Zu verdanken ist dieser
Erfolg aber auch dem schnellen Eingreifen der vielen Freiwilligen des
"Volontariato di Antincendio Boschivo" und des Zivilschutzes sowie den
vier Lösch-Helikoptern. Jetzt fliegen sie wieder.