
nachmachen lassen, frischen Fisch und deutschsprachige Zeitungen kaufen, ins Theater gehen ... Jedes Jahr am 27. Januar ist das Straßenschild von Blumen bekränzt. Wer war dieser Felice Cascione, daß man seiner getreulich seit 71 Jahre gedenkt? Folgt man seinen Spuren, landet man unweigerlich an der Grenze von Ligurien zum Piemont, an einem Ort namens Fontana, bei Alto. Eine Stele, gestiftet von dem deutschen Bildhauer Rainer Kriester, markiert den Endpunkt von Casciones Leben. Der Blick geht von dort oben weit übers Land.
Doch von vorne: Felice Cascione wurde 1918 in bescheidenen Verhältnissen in Porto Maurizio geboren. Er studierte Medizin in Genua und Bologna, wo er 1943 der verbotenen Kommunistischen Partei beitrat. Als am 8. September 1943 die nationalsozialistischen Truppen Italien besetzten und die Italienische Sozialrepublik ausriefen, schloss sich Felice Cascione dem antifaschistischen Widerstand an. In Magaletto bei Diano Castello gründete „u mengu“, der Arzt, so Felice Casciones Tarnname, die erste Partisanengruppe der Provinz Imperia.
Bei einem Zusammenstoß mit den Faschisten bei Montegrazie wurden ein Leutnant, ein gewisser Michele Dogliotti sowie ein Soldat der Guardia Nazionale Repubblicana gefangengenommen und von den Partisanen zum Tode verurteilt. Felice Cascione aber meinte „ich habe 20 Jahre studiert, um Menschenleben zu retten und jetzt wollt ihr, dass ich erlaube, sie zu töten? Nehmen wir sie mit und versuchen wir, sie für uns zu gewinnen“. Gesagt, getan. Cascione nahm sich besonders Dogliottis an, teilte mit ihm die Essensration, die Zigaretten und sogar die Zudecke.
Doglietti hat die Großherzigkeit Casciones schlecht vergolten. Mitte Januar 1944 gelang dem Leutnant die Flucht. Kurz darauf führte er auf den Höhen von Ormea die Faschisten und ein deutsches Bataillon gegen die von Cascione befehligten Partisanen. Am 27. Januar gerieten sie bei Alto in einen Hinterhalt. Cascione, schwer am Bein verletzt, erbot sich, den Rückzug seiner Kameraden zu decken. Zwei von ihnen aber kehrten zurück, um ihren Kommandanten zu holen und gerieten dabei in die Hände der Nazifaschisten. Einer konnte entkommen, der andere sollte unter Folter verraten, wo sein Anführer sei. Da kam Cascione aus seinem Versteck und rief „il capo sono io“. Er starb im Kugelhagel, mit nur 25 Jahren.
Unsterblich wurde Felice Cascione nicht nur durch seinen Heldenmut, sondern auch durch seinen Text zu Fischia il vento (Es pfeift der Wind). Das Lied – zur Melodie von Katjuscha - ist neben Bella Ciao das wohl bekannteste Partisanenlied Italiens.