Wer jetzt an Ostern nach der Winterpause in sein ligurisches Domizil zurückkehrt, steht im Garten vor einer „grünen Hölle“. Der schon ausgemerzt geglaubte wilde Hafer hat sich breit gemacht und läßt nur
hier und da das Gelb der Ringelblumen und Blau der Jungfer im Grünen durchscheinen. In der mit so viel Mühe gehegten Wiese stehen Wegerich, Ackerwinde, Distel & Co. wieder dicht an dicht. Nur die Gemüsebeete sind vom Wildwuchs verschont geblieben.
In weiser Voraussicht waren sie im November mit schwarzer Folie abgedeckt worden.
Die Artischocken haben schon recht ansehnliche Köpfe, kämpfen aber gegen Wildrübe und Franzosenkraut. Das alte Laub der Glyzinie und ihre aufgeplatzten Samenschoten haben sich über alle Terrassen und Wege verteilt, während die neuen Dolden vereinzelt schon blaue Tupfer zeigen. Die Mimose trägt schwer an den inzwischen braunen Blütendolden, und man muss froh sein, wenn der weiche Stamm nicht unter der Last auseinander gebrochen ist. So heißt es: Ärmel aufkrempeln und an die Arbeit .
Während die Freundinnen aus den Dorfhäusern (ohne Garten) sich am Strand die winterblassen Gliedmaßen von der Sonne bräunen lassen und dabei in den blauen Himmel träumen, ist die „Gärtnerin“ in ligurischer Demutshaltung – tief gebückt – über dem meist steinigen Boden anzutreffen. Denn wer nicht jetzt die „Unliebsamen“ aus Wiesen, Wegen und Beeten entfernt, hat im Sommer kaum eine Chance sich ihrer zu erwehren. Jetzt ist der Boden in der Tiefe noch feucht, und die Pfahlwurzler lassen sich „leichter“ ausstechen.
Die Artischocken werden von allen Konkurrenten befreit.Artischocken-Dschungel Erste neugierige Prüfungen sollen zeigen, wann sie in den Kochtopf wandern können. Wir haben neben der landläufigen, stacheligen ligurischen Sorte die „große Violette von Laon“ mühsam selbst gezogen, doch inzwischen ist aus beiden eine spannende Kreuzung nachgewachsen: nicht ganz so stachlig wie die „ligurische“ und etwas kräftiger im Geschmack als die „Französin“.
Nach Laubbesen und Rechen kommt die Astschere zum Einsatz. Die Mimosen erhalten einen kräftigen Rückschnitt. Auch wenn sie danach recht bedauernswert aussehen, sie danken es bald mit neuem Austrieb. Oleander und sein Heckennachbarn, der Kirschlorbeer, werden noch einmal gründlich ausgelichtet und eingekürzt. Wie die Mimosen treiben sie schnell und kräftig nach.
Jeden Morgen müssen die Anzuchtschalen in die Sonne getragen werden, ein Sortiment aus Tomaten, Gurken, Paprika, Auberginen und Basilikum für die Küche und für den Garten noch reichlich Tagetes und Cosmeen. So zart die Cosmeen auch scheinen, sind sie doch äußerst robust und kommen mit dem trockenen, harten Boden im Sommer erstaunlich gut zurecht.
Wenn Rücken und Arme schmerzen ist es Zeit, sich bei einem gemächlichen Rundgang der ersten Rosenblüten zu erfreuen, die Obstbäume zu inspizieren und eine Zitrone für den wohlverdienten Aperitif in der Sonne zu pflücken.