Samstag, 23. Februar 2013

Die lieben Handwerker

Von Calabrone Jeder Deutsche, der in Ligurien eine Immobilie sein Eigen nennt, kennt das Problem, fachkundige und zuverlässige Handwerker zu finden. In Deutschland ist die Handwerkerausbildung streng geregelt: Drei Jahre Ausbildung mit begleitender Berufsschule, Gesellenprüfung, nach Jahren der Berufstätigkeit Meisterschule und Prüfung. Dann erst kann sich der Handwerker selbständig machen.

In Italien arbeitet der „Auszubildende“ solange als Gehilfe, bis er sich sagt, jetzt kann ich alles, jetzt mache mich selbständig. Jugendliche, die keinen Arbeitsplatz finden, werden dank staatlich geförderter Kurse in wenigen Monaten zu Fachleuten. Selbst im Friseurladen schmücken jede Menge Diplome die Wände, eines für jeden absolvierten Tageskurs. Der gesuchteste Handwerker ist natürlich der Klempner.Als wir uns örtlich verändern wollen, beauftragen wir mehrere Immobilienmakler. Voraussetzung ist für uns natürlich, dass in unmittelbarer Nachbarschaft des neuen Hauses ein Gas-Wasser-Installateur wohnt.

Die Suche gestaltet sich schwierig, die smarten Makler zeigen uns diverse Objekte. Das mit dem Klempner verstehen sie überhaupt nicht.

Wir finden schließlich genau das Objekt unserer Begierde, im Nachbarhaus wohnt zufällig wirklich der favorisierte Handwerker. Er darf alle neuen Gas-Wasser und Abwasserleitungen bei uns verlegen, sowie Heizsystem und Bäder installieren. Jetzt sind wir auf der sicheren Seite. Falls wir ihn brauchen, haben wir seinen Hauseingang im Blick.

Viele gesuchte Handwerker haben mehrere Mobilfunknummern, um nicht für jeden erreichbar zu sein, das wissen wir aus eigener Erfahrung. Kommt er dann doch, bringt er ein bisschen Werkzeug und ein paar Kleinteile mit, verschwindet um noch mehr Material zu besorgen und wird wochenlang nicht mehr gesehen.

Die beste aller meiner Ehefrauen stattet mich deshalb ständig mit Fachlektüre aus. „Jetzt helfe ich mir selbst, Die Axt im Haus erspart den Zimmermann“ usw. Meine Kellerwerkstatt ist profimäßig mit Werkzeug und Maschinen bestückt. Ich habe sogar bei geschäftstüchtigen deutschen Aussteigern einen Wochenkurs in: „Wir bauen Natursteinmauern“ belegt.

Irgendwann erzählt uns die Ehefrau unseres Nachbarn, dass ihr Mann einen zweitägigen Lehrgang im Piemont und einen weiteren in Genua belegt hat. Er hat jetzt zwei weitere Diplome und ist zusätzlich Fachmann für den Einbau von Pellet-Öfen und Solaranlagen. Folglich eröffnet er einen Laden mit Ausstellungsfläche, der von der Ehefrau betreut wird: „Falls ihr jemanden kennt, man weiß ja nie, es gibt nichts Besseres als Pellet Öfen…“

Letzthin lief der Wasserkasten im Bad ständig nach, so musste Marco, so heißt er, ran. Ich konnte ihn direkt vor seiner Haustür abfangen, verwundert fragte ich ihn, ob er denn kein Werkzeug bräuchte, stolz zieht er sein Schweizer Offiziersmesser aus der Hosentasche und fängt an zu werkeln

Es wird Winter, die Außentemperaturen fallen, dank unserer vom Nachbarn installierten Fußbodenheizung fühlen wir uns pudelwohl und wollen es uns an einem regnerischen Sonntag zu Hause so richtig gut gehen lassen. Ein schrecklicher Krach stört unsere Gemütlichkeit, Nachbar Marco, der Fachmann für wohlige Pellet-Wärme, zerlegt mit seiner Motorsäge stundenlang Transportpaletten in seinem Keller. Für den Ofen.

Ach so, der Laden wurde inzwischen geschlossen: „La crisi“.